Montag, 26. Januar 2015

43 Studenten, 43 Normalistas

Hoy comparto un audio que hice para un taller de radio. Hay pausas, hay nerviosismo ya que fue mi primera ocasión frente al micrófono de una radio, y también porque hablo sobre un caso que me conmueve. 
Dieses Audio habe ich für eine Probesendung bei einem Workshop für das Radio Bermudafunk (http://bermudafunk.org/) gemacht. Es war meine erste Probesendung.

Elegí el poema A mi hermano Miguel, del poeta peruano César Vallejo porque en él se expresa la falta que hace un ser amado, en este caso el hermano. El poema lo interpreta Mercedes Sosa de Argentina.

Samstag, 10. Januar 2015

Übersetzung des Interviews in der Sendung „Haltestelle Iberoamerika“ über „Hoffnung auf größeres Wohlbehagen“




Präsentation von Ana María Rodríguez:
Wir werden gleich Natalia Lévano Casas willkommen heißen.
Aber zuerst gehen wir ins Nationaltheater Mannheim. 


Ana María Rodríguez:
Das war die Stimme von Natalia Lévano Casas in einer ihrer Rollen, in einem Stück des Nationaltheaters Mannheim: Hoffnung auf größeres Wohlbehagen.
Das Ganze fand in einem aus meiner Sicht großartigen Rahmen statt – namentlich dem Projekt der Mannheimer Bürgerbühne. Um mit uns über die Bürgerbühne und besonders über dieses Projekt „Hoffnung auf größeres Wohlbehagen“ zu sprechen, ist Natalia Lévano Casas bei uns. Sie kommt aus Lateinamerika, aus Lima, Peru. Sie arbeitet an der Universität Mannheim im Studium Generale und im Sprachlabor der Universität Heidelberg.

Ana María Rodríguez: Willkommen, Natalia! Guten Morgen!

Natalia Lévano : Guten Morgen! Danke für die Einladung!

Ana María Rodríguez:
Sehr, sehr gern! Es war eine Freude, bei einer deiner Vorstellungen anwesend zu sein und zu merken, dass die Multikulturalität in ihrem ganzen Facettenreichtum in Deutschland anwesend ist.
Wenn wir genau von dieser heterogenen und multikulturellen Gesellschaft sprechen und den größten Nutzen ziehen wollen aus diesem künstlerischen Ausdruck von nicht-professionellen Schauspielern, was mir das Interessanteste an diesem Projekt der Mannheimer Bürgerbühne als einem Theater von Bürgern erscheint, zwei erste Fragen:
Wie kamst du auf die Idee, bei diesem Projekt der Bürgerbühne mitzumachen? Wie hast du davon erfahren?

Natalia Lévano Casas:
Nun, zuerst möchte ich sagen, dass die Idee der Bürgerbühne ursprünglich in Dresden geboren wurde und dass die Mannheimer Bürgerbühne seit zwei Jahren existiert. Ich sah auf Facebook eine Anzeige, in der stand, dass das Theater Mannheim, die Mannheimer Bürgerbühne, für ein Theaterprojekt Leute aus verschiedenen Ländern suche, oder, wie es immer heißt, mit „Migrationshintergrund“. Und so habe ich mich kurz entschlossen vorgestellt.
Weder ich noch meine Mitspieler wussten, dass wir ausgewählt werden würden. Wir wussten, und wissen auch bis heute nicht, welche Kriterien der Regisseur Dominic Friedel und die Dramaturgin des Theaters Stefanie Bub für die Auswahl hatten. Alles ging sehr schnell, aber es hat uns sehr gefreut dabei zu sein.

Ana María Rodríguez:
Um was geht es in „Hoffnung auf größeres Wohlbehagen“? Welche Rolle hast du in diesem Theaterstück?

Mmm... es ist ein bisschen schwer zu erklären, um was in dem Stück geht. Hoffnung auf größeres Wohlbehagen ist kein fertiges, bereits geschriebenes und veröffentlichtes Theaterstück mit einem ersten Akt, zweiten Akt, etc., oder mit einem Epilog oder mit einer Beschreibung des Autors für die Bühnendekoration. Gar nichts davon findet man hier. Hoffnung auf größeres Wohlbehagen entsteht aus Briefen des 19. Jahrhunderts, Briefe von Deutschen, die in die USA ausgewandert sind, auf der Suche nach einer besseren Zukunft und Glück. Das ist sehr interessant, weil es gerade in der Pfalz, in dieser Gegend, es sehr viele Migrationsströme gab. Diese Migrationsbewegungen fanden damals natürlich mit dem Schiff statt – ein Abenteuer und eine Gefahr, die wochenlang andauerten.
Deswegen beginnt unser Stück mit einer chorischen Einladung, an Bord zu gehen und diese Gegend zu verlassen. In dem Stück gibt es historische Lieder und bereits existierende Melodien, aber auch eigene Lieder, die von uns gespielt und gesungen werden. Das heißt, wir stellen Leute, die ausgewandert sind, dar, aber auch uns selbst, die wir eingewandert sind. In „Hoffnung auf größeres Wohlbehagen“ spielen auch Leute, die hier geboren sind, mit. Sie erzählen dabei auch ihre eigenen (Familien-)Geschichten.
Ich habe mehrere Rollen. Im Stück bin ich zum Beispiel diejenige, die das Ankommen im neuen Land entdeckt, die eigentlich ich selbst sein könnte, als ich zum Beispiel nach Moldawien und in die Ukraine zog, mein Erstaunen über die neue Kultur, über die “neue Welt”. In dem Auszug aus dem Trailer bei Youtube, bin ich diejenige, welche die Leute in dem neuen Land beschreibt, ich beschreibe als Deutsche die US-Amerikaner, aber genau in diesem Moment denke ich als Peruanerin an die Deutschen.

Ana María Rodríguez:
Diese doppelte Möglichkeit der Interpretation, der Sichtweise auf jede der Figuren ist interessant. Genau wie du sagst, du stellst eine deutsche Frau in den USA dar, aber du stellst auch dich selbst dar. Du sagst es als Schauspielerin, ich sage es aus der Sicht einer Zuschauerin.

Natalia Lévano Casas: Dieses Kommen und Gehen ist sehr interessant in dem Stück. Auch wenn es ein wenig statisch wirken mag, gibt es eine ständige Bewegung.  Das hat der Regisseur mit jedem von uns erreicht.

Ana María Rodríguez: Was ist das für eine Erfahrung, mit einer multikulturellen Gruppe zu arbeiten, unter der Leitung eines ausgezeichneten Regisseurs und mit einem so professionellen Team zu arbeiten? Wie fand diese Integration der Gruppe statt?

Na ja, wir sind eine multikulturelle Gruppe, ja, wir kommen aus verschiedenen Länder, aus Venezuela, aus der Slowakei, aus Bosnien, aus verschiedenen Länder… Aber für mich waren nicht die verschiedenen Länder, sondern mehr als alles andere die unterschiedlichen Erfahrungen, die jeder und jede von uns erlebt hat, das Entscheidende. Das Wichtigste ist, dass der Regisseur (dennoch) Ähnlichkeiten, Parallelen in diesem Prozess gefunden hat.
Für mich persönlich war das Wichtigste, es mit erstklassigen Professionellen zu tun zu haben, die uns zur Seite standen und uns angeleitet haben. Wir sind ja keine Profi-Schauspieler.
Aber zurück zur Idee der multikulturellen Gruppe: Der Begriff gefällt mir, weil ich in dieser Zeit (der Proben), 8 intensive Wochen, mehr Deutsch gesprochen habe als  in all den anderen  Jahren in Deutschland. Im Team des Theaters waren deutsche Frauen und ein deutscher Mann,  Dominic Friedel, der Regisseur, die Kostümverantwortliche kam aus den USA.

Serdal Yedigöl und Cafer Yilmaz
(Screenshot der Website des Nationaltheaters Mannheim)

Ana María Rodríguez: Es ist interessant die Nuancen in jeder Figur/Persönlichkeit wahrzunehmen, die die Rollen mit dem Akzent aus ihren Herkunftsländer spielen, das ist sehr schön, sehr farbenreich. Abgesehen von der Präsenz, die jeder von Euch auf der Bühne entfaltet. Ihr bildet dabei eine wunderbare Gruppe. Ich zumindest war sehr positiv überrascht.

Ana María Rodríguez: Wie verlief dieser Entwicklungsprozess des Stücks? Du hast uns am Anfang erzählt, dass das Stück kein Stück mit Anfang und Ende gewesen ist, sondern ein Stück, das sich auf Briefen von Deutschen, die ein neues Leben suchten, inspiriert ist. Wie hat der Regisseur die Szenen der Endversion geschaffen? Ich vermute, dass dahinter eine Riesenarbeit steckt. Wie war dieser ganze Vorbereitunsprozess?

Ich habe den Regisseur nicht an meiner Seite … (Ihn müsste man fragen). Ich habe nicht den gesamten Arbeitsprozess beobachten können, aber ich kann dir etwas darüber erzählen, was ich von der Arbeit des Regisseurs, der Dramaturgin und des gesamten Teams gesehen habe. Das erste Mal gab es ein Interview von 20 Minuten in einer 5er-Gruppe. Danach gab es einzelne Interviews, Dialoge, etc. Mir kam sogar einmal der Gedanke bei einer der Befragungen, dass sie von der  Ausländerbehörde seien. Wirklich! Nein, ich werde hier nichts sagen. Hahaha...Manche kamen quasi schon mit ihrer Geschichte unterm Arm an. Sie wollten ihre Geschichten erzählen, ihre gelebten Erfahrungen, ihre Liebesgeschichten, die Suche nach Arbeit, etc. Im Stück gibt es von allem etwas... Sie haben schon zu Anfang ihre Geschichten erzählt und das Team des Theaters beeindruckt. Bei mir hat es ein bisschen gedauert, bis ich meine Geschichte erzählt habe…
Was mir sehr gut gefallen hat, waren zum Beispiel die telefonischen Anrufe, wo man uns nach unserer Größe und Gewicht fragte, um die Kostüme frühzeitig  herstellen zu können. Als ich anfangs in den Probenraum kam, sah ich Fotos von Deutschen aus dem 19. Jahrhundert. Ich erinnere mich daran, dass ich der Bühnenbildnerin Linda Johnke sagte, dass eine der Frauen auf den Fotos sehr beeindruckend war, besonders durch die Kraft ihres Blickes. Und sie sagte zu mir: “Genau, so an solch ein Kleid habe ich für dich gedacht.” Ich aber sah die Augen der jungen Frau, nicht das Kleid. Ich sah bei ihr die Energie, etwas ohne Furcht anzufangen, als ob sie  sagen würde: „Na los! Was kommt jetzt?“
Es war sehr viel Arbeit, zum Beispiel wurden die Briefe aus dem XIX Jahrhundert gekürzt, manchmal wurden sie zu einem verschmolzen. Dann waren sie  schon fertig ausgearbeitet, aber wurden sie wieder verworfen. „Und weg damit!“ Es war Wahnsinn, das mitzuerleben.
Ich kann dir zum Beispiel über etwas erzählen, was ich meinerseits machen “musste”. Ich schlug ein Lied vor, das mein Großonkel Pablo Casas Padilla geschrieben hat. Obwohl ich  damals noch ein sehr kleines Mädchen war, erinnere ich mich so gut an ihn! Ich sang das Lied, dem Regisseur gefiel es gut, aber er nahm es heraus, weil es nicht in das Gesamtgefüge passte.
 Das gehört eben zu einem komplizierten kreativen Prozess dazu, nicht wahr?
Man kann das so beschreiben wie beim Malen eines Bildes. Du entscheidest dich (vielleicht) für eine andere Farbe,  und die vorherige erste Farbe sieht man am Ende gar nicht mehr, und man sieht ein anderes Bild, andere Farben.

Ana María Rodríguez:
Habt ihr bei dieser Übung des Rausnehmens und Vorbereitens neuer Szenen als nicht-professionelle Schauspieler auch neues an Euch selbst entdeckt?

Jaaa!, sehr viele Sachen. Es war manchmal eine Art Therapie. Ausser des Deutschkurses (Konversationskurs). Ja, es war eine Art Therapie. Die Schüchternheit zu verlieren. Ich bin eigentlich ein sehr schüchterner Mensch, und der  Regisseur hat mich immer wieder ermutigt, zum Beispiel indem er sagte: "Versteck dich nicht."

Ana María Rodríguez: Was  ist dein nächstes Theaterprojekt? An welchem neuen Stück wirst du teilnehmen?

Ich habe vor weiter Theater zu spielen. Ich weiß nicht, wo und wie, weil man leider nur einmal bei der Bürgerbühne mitmachen kann.
Ich schreibe gerade einen Text für eine Inszenierung.

 Aber das wichtigste ist, bevor ich es vergesse: das zweite Bürgerbühnenfestival, das von 20.bis zum 27. März stattfindet. Das Nationaltheater Mannheim wird Gastgeber sein. Das erste Bürgerbühnenfestival fand 2014 in Dresden statt. Im März kommen Gruppen  nach Mannheim mit Inszenierungen professionellen partizipatorischen Theaters aus Deutschland und Europa. „Hoffnung auf größeres Wohlbehagen“ wird auch dabei sein. Es werden Theatergruppen aus Berlin, Karlsruhe, Dänemark, Dresden ( Initiator der Bürgerbühne), etc. vertreten sein.

Ana María Rodríguez: Wann und wo können wir „Hoffnung auf größeres Wohlbehagen“ sehen? Wie viel kosten die Eintrittskarten? Unter welchem Link können wir mehr Informationen finden?

Ana María Rodríguez : Gut, und zum Schluss, irgendeine Überlegung über das Stück? 

Ich trete im Stück auch einmal als Mann auf, eine Rolle, die erst wenige Tage vor der Premiere entwickelt wurde. Ich will nicht viel darüber verraten, aber was mir gefällt, ist, dass es tatsächlich  sehr aktuell ist. Weil es um einen Mann geht, der tötet, der Macht hat, oder besser gesagt, das Gewehr zur Hand nimmt, um Alles zu töten oder von allem Besitz zu nehmen, so ungefähr ist er. Zum Beispiel, es gibt einen Satz, der so lautet: ““Es hat noch viele indianische Heiden in diesem Land. Es ist aber ein faules Zigeunervolk. “ Der ähnelt sehr dem Satz einer ehemaligen mexikanischen Abgeordneten, Marilí Olguín vor einigen  Tagen, als sie den Fall der verschwundenen Studenten in Iguala erwähnte: „Tötet sie, damit sie sich nicht vermehren.“ Dieser Gedanke ist immer noch gegenwärtig in vielen Köpfen.
Und weil du das Wort „Überlegung“ gesagt hast und das Stück, in dem ich spiele, das Wort „Hoffnung“ in sich trägt: Hoffnung auf größeres Wohlbehagen, möchte ich meine Gedanken den 43 verschwundenen Studenten und den getöteten Studenten von Ayotzinapa widmen. Die sind am 26.September, am Tag unserer Premiere, verschwunden.

Ana María Rodríguez

Rührende Worte, und wir teilen mit dir diesen Gedanken. Natalia, wir bedanken uns sehr, dass du heute bei uns warst. Und jetzt laden wir dich ein, ein Lied vorzustellen, das Lied, das du gesungen hättest, das aber nicht im Stück war. Es geht außerdem um eine sehr schöne Geschichte. Das Lied hat ein besonderer Mensch deiner Familie komponiert.

Natalia Lévano Casas
Er war mein Pate und auch mein Großonkel. Das Lied heißt „Anita“, ist ein peruanischer Walzer, und weil es in unserem Stück schon ein Liebeslied auf Türkisch gibt, ein sehr schönes Lied, musste „Anita“ wegfallen.
Ich erinnere mich nicht daran, ob ich meinen Onkel „Anita“ singen gehört habe oder ein anderes Lied, aber weil es in unserem Stück auch um die Erinnerung und um das Gehen und Zurückkehren  geht, habe ich das Lied vorgeschlagen.

Ana María Rodríguez: Danke Natalia!

Natalia Lévano Casas: Ich bin diejenige, die ich mich bei Euch bedanke. Wir sehen uns im Studio!

Auf diesem Link gibt es zwei Lieder von meinem Onkel Pablo Casas Padilla, das erste Lied ist „Anita“.